Gesamtinsulares Handeln in Inselgemeinden

Karl Rydgard Andersen nimmt Stellung im Leserforum der Sylter Rundschau am 14. Januar

Die Berichte und Diskussionen über die politischen Strukturen der Insel reizen zur Stellungnahme.

Die Bemühungen von Herrn Luft, für die Insel ein Entwicklungskonzept zu erarbeiten, sind da ein positives Beispiel, wie man so etwas angehen kann. Mir fehlt aber die Einbindung der Kommunalpolitik. Leider ist zu befürchten, dass das Ergebnis, wie so manche gute Vorgabe, in irgendwelchen Schubladen verschwindet…

So hätte spätestens nach dem Abzug der Bundeswehr, von der Insel ein verbindliches, insulares Gesamtkonzept entwickelt werden müssen. Die Parteien und Wählergemeinschaften fanden nicht die Kraft dazu. Es waren die Bürger, die eine Änderung der verkrusteten Sylter kommunalpolitischen Strukturen herbeiführten.

Heute sitzen mehr Vertreter aus den „ländlichen“ Ortsteilen in der Gemeindevertretung Sylt als aus dem Ortsteil Westerland und stehen zu ihrer insularen Verantwortung. Leider haben sich die Gemeinden Hörnum, Wenningstedt, Kampen und List der insularen Verantwortung entzogen. Zwar gab es ein paar insular gefasste Verbindlichkeiten, wie das Strandversorgungskonzept, von List aufgekündigt, aber immerhin insular weiterverhandelt. Dazu gehört auch der Flughafen, aber eine „verbindliche“ Inselplanung sucht man vergebens.

Mit großem Aufwand wurde das „Insulare Wohnraumentwicklungskonzept“ einstimmig für alle Sylter Gemeinden beschlossen. Jetzt wurde diese gemeinsame Basis wiederum durch List aufgekündigt und nun beklagt man sich letztlich über die Vertragstreue der Gemeinde Sylt. Man

stelle sich vor, die Lister Kasernen hätten in kommunaler Hand bewirtschaftet werden können. Das Gleiche trifft für den Hafen Hörnum zu. Mit der Finanzkraft der Insel hätte das bewerkstelligt werden können. Den Syltern sollte klar sein, der Glaube, „der Markt wird es schon richten“, ist ein Irrglaube. Die Grundstückspreise sind für den normalen Bürger nicht mehr zu bezahlen. Da ist gegenüber privaten Investoren eine doppelte Vorsicht geboten. Das Vertrauen in gut vernetzte Bauherren sollte sich in Grenzen halten. Über kommunales Eigentum und entsprechend der gesetzlichen Möglichkeiten kann man den Mietwohnraum heute über B-Pläne sichern. Seit Jahren wird über die Wohnungsproblematik auf Sylt diskutiert, beraten und dann mehrheitlich durch die Sylter CDU, gegen mögliche baurechtliche Lösungen beschlossen. Da diese Beschlüsse fehlen, wird von der Landesregierung das Wohnraumkonzept nicht gebilligt oder den Wünschen der Bauträger angepasst.

Nach der „Atlantis“-Entscheidung wurde für die Insel eine maximale Belastungsobergrenze von      100 000 Menschen festgelegt und wo liegen wir heute? Es gibt viele Fragen, die insular zu klären sind. Warum sträuben sich die kleinen Gemeinden, eine Verantwortung für die ganze Insel mitzutragen? Stattdessen werden die langjährigen Planungen entsorgt und einem fraglichen Gutachten gefolgt. An was soll man da noch in der Politik glauben?

Der Bürger wird schon wieder unruhig. Birte Wieda mit ihrer Truppe „Merret reicht‘s“C ist da viel Erfolg zu wünschen.

Karl Rydgard Andersen Westerland