Es gehört zu den Grundüberzeugungen des Sylter SPD Ortsvereins, dass man nur gemeinsam die Probleme der Insel lösen kann. So streben die Sozialdemokraten für die Verwaltung und die Selbstverwaltung möglichst inselübergreifende Organisationsformen an. Von der Schaffung und Sicherung von Wohnraum für Insulaner bis zu einer für alle verträglichen Steuerung des Tourismus können nur gemeinsame Konzepte erfolgversprechend sein.
Vor diesem Hintergrund sieht es der Ortsverein Sylt mit Skepsis, dass einige Genossinnen und Genossen in List bereits Ende des Jahres 2021 die Gründung eines eigenen nur für List zuständigen Ortsvereins in die Wege geleitet haben. Beim Kreisvorstand der SPD Nordfriesland wurde die neue Organisation angemeldet, am 20. Januar soll, falls es die Corona-Lage erlaubt, die Gründungsversammlung stattfinden. Rund ein Dutzend Sozialdemokraten sind derzeit in List gemeldet.
Olaf Klodt, Chef der SPD-Fraktion in der Lister Gemeindevertretung, kündigte den Schritt bereits Mitte Dezember 2021 auf seinem Facebook-Account öffentlich an: „Es hat sich gezeigt, dass die Interessen unseres Ortes und die der Inselmitte nicht immer in Einklang zu bringen sind, wodurch wir in der klaren Positionierung für unsere Ziele im Ort, auf der Insel und auch in der öffentlichen Darstellung behindert werden.“
Das sieht man bei der Sylter SPD anders. „In der Gemeinde Sylt werden über politische Grenzen hinweg touristische Großprojekte kritisch gesehen. Es besteht inzwischen ein gewisser Konsens, dass die Schaffung und Erhaltung von Dauerwohnraum höchste Priorität genießt. In List kann man zumindest bei der Ortspolitik eine andere Ausrichtung erkennen“, fasst Peter Marnitz, Vorsitzender der Sylter SPD, die Unterschiede zusammen. Großprojekte wie der Lanserhof, der Dünenpark List mit seinen 90 Ferienimmobilien und zuletzt das Projekt Dünenkrone fanden die Zustimmung der Lister Politik, auch der örtlichen SPD.
Vor knapp 12 Jahren hatte man in Deutschlands nördlichster Gemeinde einen anderen Blick auf die Insel. Weil man die meisten politischen Felder insular betrachten müsse, sei es die richtige Entscheidung, sich dem SPD Ortsverein Sylt anzuschließen. So begründete im März 2010 Manfred Seeger, Vorsitzender des SPD Ortsvereins List, die Entscheidung zum Zusammenschluss beider Ortsvereine.
In der Satzung, die der Gründungsversammlung in List vorgelegt werden soll, wird beschrieben, dass man als SPD Mitglied automatisch zum Ortsverein seines Wohnortes gehört. „Über Ausnahmen entscheidet der Kreisvorstand nach Stellungnahme der betroffenen Ortsvereinsvorstände“, heißt es aber im Satzungsentwurf. Das lässt für Mitglieder die Möglichkeit offen, sich weiter im Sylter SPD-Ortsverein zu engagieren.