Als eine eklatante Missachtung des Bürgerwillens betrachten die Sylter Sozialdemokraten den mit den Stimmen von CDU und Bündnis 90 / Die Grünen gefassten Beschluss der Gemeindevertretung, den Lornsenweg trotz aller Proteste der Anwohner zu einer breiten Fahrrad-Schnellstrecke umzubauen. „Damit werden gerade ältere Menschen ihren gewohnten sicheren Spazierweg verlieren und es muss viel Grün gerodet werden, um Platz für die raumgreifende Asphalt-Radstrecke zu schaffen“, empört sich SPD-Gemeindevertreter Gerd Nielsen. Er hatte schon bei der letzten Sitzung der Gemeindevertretung vehement für eine Änderung der Pläne votiert, die das Aus für den bisherigen Spazierweg bedeuten, um damit dem Radverkehr eine geradlinige und schneller zu befahrene Strecke zu bieten.
Um das zu verhindern, kamen viele Sylterinnen und Sylter am 9. Juni zu einer Einwohnerversammlung nach Keitum und fassten dort mit großer Mehrheit den Beschluss:
1) Die Einwohner:innen begrüßen eine Verbesserung der Radwege in der Gemeinde Sylt. Hierzu gehören auch breitere Fahrradweg und Fußwege, aber keine 8 m breiten Trassen durch Dünen-und Heideflächen
2.) Der Lornsenweg wird nicht zu einem Fahrradschnellweg ausgebaut, sondern bleibt in der jetzigen Nutzung für Wanderer, Jogger und für die Anwohner und Senioreneinrichtungen erhalten.
3.) Eine umfassende Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Sylt zur Entwicklung eines zukunftsfähigen und konsensfähigen Radverkehrskonzeptes wird umgehend umgesetzt.
Der Vorschlag für die entsprechende Formulierung wurde vom Vorsitzenden der Sylter SPD, Peter Marnitz, vorgetragen und mit breiter Mehrheit angenommen. „Es ist schon wirklich ein Schlag ins Gesicht der Bürger, wenn man diesen Beschluss in der Gemeindevertretung einfach ignoriert. Einige dieser Politiker fordern aber gleichzeitig immer wieder mehr Bürgerbeteiligung und haben sich vor gar nicht so langer Zeit vehement für das Losland-Modell ins Zeug gelegt“, ärgert sich Peter Marnitz über das Abstimmungsverhalten einer Fraktion.
Auch Gemeindevertreter Eberhard Eberle, der den Planungsprozess des Westküstenradwegs von Anfang an aktiv begleitet und seit mehr als sieben Jahrzehnten mit dem Fahrrad auf der Insel unterwegs ist, kann nicht verstehen, warum man den Senioren, Joggern und Kindern ihren sicheren Fußweg wegnehmen will, weil man angeblich dem Radverkehr die bisher genutzte Trasse in Höhe des Restaurants „Seenot“ nicht mehr zumuten kann: „Die geplante breite gerade Strecke wirkt auf mich wie eine Radautobahn. Da brauchen wir hier nicht. Auch kann ich nicht verstehen, warum für diese Pläne so viel Grün einer versiegelten Asphaltspur geopfert werden soll.
Was die Sozialdemokraten aber grundsätzlich große Sorgen bereitet, ist die Ignoranz, mit der einige Politiker sich über den bekundeten Bürgerwillen hinwegsetzen, weil das angeblich nur den Planungsprozess verzögere.
Dabei hatte SPD-Fraktion zur Sitzung der Gemeindevertretung mit ihrem Antrag versucht eine Brücke zu bauen, leider vergeblich. Die Sozialdemokraten sind sich einig: „Wir werden jetzt aber nicht aufgeben und mit breiter Unterstützung der Anlieger, der Senioren, der Jogger und Spaziergänger, weiterhin für den Erhalt des Lornsenweges kämpfen. Der Lornsenweg ist keine parteipolitische Angelegenheit, sondern ein Bürgeranliegen.“
Die SPD in der Gemeinde Sylt schlägt deshalb vor, sich jetzt auf breiter Basis organisieren, um die nächsten Schritte abzustimmen. Sie lädt deshalb zu einer überparteilichen Zusammenkunft aller, die sich für den Lornsenweg als Fußweg einsetzen, ein:
Am Freitag, 16.09.22 um 16.00 Uhr im SPD-Fraktionsraum (1. Etage) in der der „Alten Post”, Stephanstraße 6, in Westerland.